Deutlich mehr Väter

Jahresbericht des Dotter-Cafés


Austausch vor Ort
Nach den harten Corona-Krisenjahren mit viel Isolation ist Familien der direkte Austausch
vor Ort sehr wichtig. Familien wünschen sich einen Raum, in dem sie sich mit anderen
Familien treffen und austauschen können und Ansprechpartner*innen für ihre Anliegen
finden. Die Angebote des Dotter-Cafés werden daher sehr gerne von Familien in Eberstadt
genutzt. Hier kommen Familien aus unterschiedlichen Kulturkreisen, Nationen und sozialen
Schichten zusammen, können sich austauschen und andere Familien kennenlernen. Das
Dotter-Café ist wie in den Jahren vor der Corona-Pandemie immer sehr gut besucht.


Deutlich mehr Väter im Café
Im Jahr 2022 kamen deutlich öfter Väter, teilweise sehr regelmäßig, mit ihren Babys und
Kleinkindern ins Dotter-Café. Manche befanden sich in Elternzeit oder waren durch die
Möglichkeit zum Homeoffice zeitlich flexibler. Dadurch veränderten sich die Themen, über
die gesprochen wurde und auch die Gesamtdynamik. Manche Mütter, insbesondere aus
außereuropäischen Kulturkreisen, fanden diese Veränderung anfangs gewöhnungsbedürftig.

Ungebremst hohe Nachfrage

Im Jahr 2022 gab es insgesamt 6.693,75 Besucherstunden. Die Nachfrage ist allerdings
noch höher. Doch das Jahr 2022 war noch von den Auswirkungen der Corona-Pandemie
geprägt. So wurde die Gesamtzahl der Anwesenden weiterhin beschränkt auf ca. 25
Personen. Die Eltern und Pädagoginnen haben weiterhin freiwillig Masken getragen zum
Schutz der anderen.
Das gemeinsame gesunde Frühstück konnte wieder stattfinden, was von den Familien sehr
begrüßt wurde.


Musikcafé
Da 2022 wieder gemeinsam gesungen werden durfte, wurde am Dienstagvormittag ein
Musikcafé zur musikalischen Förderung etabliert. Hier wurde gesungen und es wurden
Instrumente ausprobiert. Einer der neuen „Stammkunden“ ist Berufsmusiker und hat
angeboten, im Rahmen des Musikcafés den Kindern Instrumente zu zeigen und sie sie
ausprobieren zu lassen. Dieses Angebot nahmen die Mitarbeiterinnen des Dotter-Cafés
gerne an.


Gemeinsam musizieren – ein Schlaglicht aus dem Alltag im Dotter-Café
Es ist soweit: das gemeinsame Frühstück ist beendet, die Spielsachen wurden aufgeräumt
und der Raum vorbereitet. Die Eltern und Kinder warten gespannt auf das, was jetzt kommt.

Es sind Kinder und Eltern aus den verschiedensten Kulturkreisen, die sich hier versammelt
haben. Einige besuchen das Dotter-Café regelmäßig, andere ab und an und dieses Mal ist
eine Mutter mit ihrem eineinhalb Jahre alten Jungen das erste Mal mit dabei.
Bis alle auf ihren Kissen auf dem Boden sitzen herrscht ein lebendiges Durcheinander.

Die Mitarbeiterin holt den Korb mit den Rasseln und verteilt sie. Sogleich wird ausprobiert wie die
Rassel klingt. Alle singen gemeinsam das “Rassellied“ und rasseln im Takt: „Mal laut, mal
leis`, nach oben und unten und auch im Kreis. Plötzlich ist die Rassel weg…., dann kommt
sie aus dem Versteck.“ Alle Kinder machen mit beim Rassellied. Nach einigen Wiederholungen packen alle die Rasseln zurück in den Korb und die „Bären“- Kinder beginnen zu dem bekannten Kinderlied „Kolo“ zu tanzen.


Es folgen Lieder, Bewegung und Tanzen im Raum zum Teil mit Klanghölzern, Glöckchen
und bunten Tüchern. Am Ende wird jedes Kind mit Namen und zum Klang der Zimbel
singend verabschiedet.

Es ist eine Freude zu sehen, wie Eltern und Kinder, die mit Musik und Bewegung vertraut
sind, die Impulse aufgreifen und sofort mitmachen und die Anderen, wenn auch zögerlich,
einstimmen.

Das Feedback ist positiv. Einige Eltern bedanken sich explizit für dieses wunderbare
Angebot und nehmen es als Anregung mit nach Hause.


Unterstützung
Die Pädagoginnen des Dotter-Café stehen für die Anliegen der Familien zur Verfügung. Sie
hören zu, beraten und helfen. Die Themen der Familien sind vielseitig und reichen von
Erziehungsfragen bis Konfliktlösungsstrategien. Bei hohem Unterstützungsbedarf vermitteln
die Pädagoginnen an die Dotter-Zeit für Familien oder den Städtischen Sozialdienst.


Eine Besucherin des Dotter-Café hat einer Mitarbeiterin anvertraut, dass sie häusliche
Gewalt erfährt. Mit Hilfe der Pädagogin konnte beim Städtischen Sozialdienst eine
Sozialpädagogische Familienhilfe für die Familie installiert werden.


Geburtstagsvorbereitungen
Manchmal kann direkt und vor Ort geholfen werden, wie bei dieser Familie:
Ein Geschwisterpaar fieberte auf seine Geburtstage hin und wünschten sich so sehr, die
Geburtstage in großem Kreis zu feiern. Voller Eifer und Vorfreude bastelten sie im Dotter-
Café Geburtstagskronen. Da die Eltern Analphabeten sind, konnten sie ihren Kindern jedoch
nicht sagen, wann ihr Geburtstag ist. Die Mitarbeiterinnen des Dotter-Café bastelten
daraufhin mit beiden Geschwistern je einen eigenen Kalender, bei dem die Kinder jeden Tag
mit einem Kreuz abhaken konnten. Nun haben Kinder und Eltern die Möglichkeit, selbst zu
sehen, wie sich die Wartezeit auf das große Fest jeden Tag verkürzt.


Der Weg zum Dotter-Café

Im Dotter-Café wird auch Alltägliches geübt: z.B. Verkehrssicherheit. Wöchentlich erleben
die Pädagoginnen am Nachmittag die gleiche Situation: Die Ampel kurz vor dem Café ist für
die Autofahrer grün und für die Fußgänger rot. Doch die Kinder haben es eilig, ins Café zu
kommen. Die größeren von ihnen laufen im Sturmschritt, ohne rechts und links zu schauen,
ohne ihre Eltern, die mit Kinderwagen und kleineren Geschwistern hinterherkommen, über
die rote Ampel. Keine Worte fanden bis jetzt Gehör, alles vergeblich? Doch die
Mitarbeiterinnen hatten eine Idee. Am Vormittag, im Frühstückscafé, kommt regelmäßig eine
Polizistin in Elternzeit mit ihrem Kind. Sie wird mit den Kindern und Eltern den Weg zum
Dotter-Café üben und dank ihrer beruflichen Autorität verdeutlichen, in welche Gefahr sich
die Kinder im Straßenverkehr begeben.


Allgemeines
Das Dotter-Café richtet sich an Eltern mit Kindern unter 3 Jahren sowie Eltern mit Kindern im
Kindergartenalter. Das Dotter-Café bietet Eltern und ihren Kindern einen Willkommens- und
Begegnungsort. Die Eltern haben Gelegenheit, andere Familien kennenzulernen, sich
auszutauschen und zu vernetzen. Die Pädagog*innen stehen als Ansprechpartnerinnen,
Begleiterinnen oder stille Zuhörerinnen zur Verfügung. Die Eltern werden in ihrem
Erfahrungsaustausch gefördert und durch fachgerechte Beratung bei ihren
Erziehungsaufgaben angeregt und unterstützt.


Über das gemeinsame Singen und Spielen trägt das Dotter-Café aktiv zur Sprachförderung
musischen Weiterbildung und zur motorischen Entwicklung der Kinder bei. Im Kontext früher
Hilfen können Entwicklungsbenachteiligung so frühzeitig erkannt und vermindert oder
vermieden werden. Das Dotter-Café trägt niederschwellig und präventiv dazu bei, die
Lebensqualität von Familien in Eberstadt zu erhöhen und trägt zur Vernetzung, Förderung
und Integration bei.


Auf Wunsch und bei Bedarf erhalten Eltern auch Einzelberatungen. Sie werden durch
fachgerechte Beratung bei ihren Erziehungsaufgaben unterstützt und gefördert. Eltern
können so frühzeitig erreicht und aktiviert werden, um vorhandene Ressourcen zu stärken
und unterstützt bei Bedarf professionelle Begleitung zu nutzen.
Bei hohem Bedarf erfolgt eine Weitervermittlung an die Dotter-Zeit für Familien oder den
Städtischen Sozialdienst. Das Dotter-Café trägt damit niederschwellig und präventiv dazu
bei, die Lebensqualität von Familien in Eberstadt zu erhöhen und bietet frühzeitig Hilfe an.


Das Dotter-Café wird bereits seit 2015 von der Dotter-Stiftung unterstützt und hat sich als
feste Einrichtung in Eberstadt etabliert. Das Dotter-Café hat mehrmals die Woche vor- und
nachmittags geöffnet:
• Frühstücks-Café für Eltern mit Kindern von 0-3 Jahren montags, mittwochs und
freitags je 9:30 bis 11:30 Uhr
• Musik-Café (Dienstagvormittag)
• Nachmittagstreff für Eltern mit Kindergartenkinder montags 14:30 bis 16:30 und
mittwochs 15:00 bis 17:00 Uhr