Ein bunter Blumenstrauß – über die Schulsozialarbeit in Eberstadt und Lincoln

Eva Rütten-Hasper und Ute Gschwend erzählen von ihrer Arbeit als Schulsozialarbeiterinnen in Eberstadt und auf Lincoln. Beide sind seit vielen Jahren in der Mobilen Praxis tätig und schätzen ihren abwechslungsreichen, mitunter turbulenten Arbeitstag.

„Es ist ein bunter Blumenstrauß“, meint Eva Rütten-Hasper. „.. oder wie ein Bauchladen “, ergänzt Ute Gschwend. „Jeder Tag sieht anders aus und auch, wenn es viele Ansätze und Angebote gibt, die für alle Schulen gelten, bringt jede*r unserer Kolleg*innen  nochmal ganz eigene Schwerpunkte mit“, berichten die beiden.

Insgesamt sind 7 Kolleg*innen und eine Anerkennungspraktikantin an verschiedenen Schulen in Eberstadt und Lincoln tätig. Eva Rütten-Hasper arbeitet an der Ludwig-Schwamb-Schule. Ute Gschwend an der Luise-Büchner-Schule und der Frankensteinschule. Weitere Kolleg*innen sind an der Wilhelm-Hauff-Schule, der Andersenschule, der Mühltalschule und der Gutenbergschule tätig.  Einmal wöchentlich treffen sich die Kolleg*innen in der Grenzallee zur Teamsitzung – eine wichtige Zeit zum Austausch und Reflektieren. Zudem erleben die beiden das Team als Unterstützung und  schöpfen Kraft und Motivation aus diesen Treffen.

Ein Ort, wo Kinder sein können, wie sie sind

„Wir Schulsozialarbeiter*innen unterstützen dabei , dass das Miteinander in der Schule gestärkt und gefördert wird. “  Insbesondere für die Schüler*innen, die eine*n zusätzliche*e Ansprechpartner*in neben Lehrkräften und Eltern suchen oder für die, die einen höheren Bedarf an „Gesehen – werden“ brauchen, sind die Sozialpädagoginnen da.  Dabei spielt  der Präventionsgedanke eine besonders große Rolle, da frühzeitige Intervention und präventive Stärkung viele Konflikte und Krisen bereits im Vorfeld verhindern.  Die vielen Aufgaben und Angebote ihres Arbeitsgebiets versuchen Frau Gschwend und Frau Rüttten-Hasper folgendermaßen aufzuzählen: „ Wichtig ist uns, dass wir grundsätzlich Ansprechpartner*innen für alle Schüler*innen, Lehrkräfte und Eltern sind. Wir gehen in die Klassen und bieten z.b. sogenannte Miteinanderstunden an oder führen den Klassenrat ein. In den Pausen sind wir auch oft präsent, z.B. gibt es die bewegte Pausen oder Pausenspiele. Daneben setzen wir uns mit einzelnen Schüler*innen zusammen – auch im Rahmen der Kindersprechstunde – oder arbeiten mit kleinen Gruppen.  Oft sind wir in die Klärung von Konflikten involviert und besprechen mit den Kindern, was sie für ein gutes Miteinander brauchen.“

Beide betonen:  „Wir Schulsozialarbeiterinnen möchten den Kinder einen Ort bieten , wo sie sein können, wie sie sind- ohne Bewertung.“

„Für Eltern bieten wir an verschiedenen Schulen Elterncafés an, wo sie einfach ohne Anmeldung hinkommen können; sei es auf einen Plausch oder wenn sie Fragen oder Sorgen haben. Bei Bedarf vermitteln wir an andere Stellen für weitere Hilfen“, berichten die Sozialpädagoginnen. „Beratung mit und für Lehrkäfte bieten wir im Einzelkontakt aber  z.B. auch in den  Präventionsrunden an – ein Format, dass es mittlerweile an allen Schulen gibt“.

Es geht immer um Stärkung

Die Schulsozialarbeiter*innen arbeiten mit einem Bauchladen voller verschiedener Methoden, die auch in den anderen Bereichen der Mobilen Praxis zum Einsatz kommen, wie z.B. mit der videobasierten Unterstützung „ Marte Meo“, dem Ich schaff´s! Ansatz und der neuen Autorität nach Haim Omer. Grundlage ist immer der systemischen Blick und eine ressourcenorientierte Haltung . “Wir arbeiten lösungsorientiert – und es geht uns darum, die Menschen, mit denen wir arbeiten, zu stärken!“, betont Frau Gschwend.

Keiner muss es alleine schaffen

Wichtig ist den Sozialpädagoginnen, dass Schule kein geschlossener Raum ist. Schule ist nicht nur Lernort, sondern Lebensort und Lebenswelt der Schüler*innen. „Wir arbeiten  sozialraumorientiert“, berichtet Frau Rütten-Hasper. So arbeitet das Team der Schulsozialarbeit vernetzt z.B. mit der AG Kinder und Jugend in Eberstadt und HaKiJuli (Treffen der Hauptamtlichen im Bereich der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen) auf Lincoln, in der sie auch vertreten sind. Themen aus dem Stadtviertel, die dort aufkommen, nehmen sie auf. Wichtig ist auch die Zusammenarbeit mit der Polizei und der gute Kontakt mit anderen Stellen im Stadtviertel. „Wir sensibilisieren Lehrkräfte, wie wichtig z.B. das Kinderhaus Paradies für Kinder ist, die zuhause keinen behüteten Ort haben. Dort bekommen sie ein Mittagessen und können spielen“, ergänzen die beiden, „denn es braucht ein Dorf, um Kinder groß zu ziehen. Keiner muss es alleine schaffen.“  Frau Gschwend und Frau Rütten-Hasper betonen, wie wichtig ihnen der Teamgedanke ist. Die Vernetzung, das sozialraumorientierte Arbeiten hat viele Vorteile.  Die Wege sind kurz, es stehen mehr Kompetenzen zur Verfügung , das eröffnet neue Möglichkeiten,  auch – ganz praktisch – neue Räume, wie z.B. die Turnhalle des TV 1876 für die Trampolin-AG.

Kompetente Kinder und dankbare Eltern

Ute Gschwend  bietet seit Jahren ein Trampolin-Angebot an. „Es ist so schön, zu sehen, wie hier Kinder aufblühen und sich die sonst ganz Schüchternen, Dinge trauen oder die Wilderen Rücksicht nehmen und kooperativ sind. Das Trampolin-Angebot ist mein absolutes Highlight“, schwärmt sie.

Eva Rütten-Hasper freut sich insbesondere darüber, Kinder dabei zu unterstützen, für sich einzustehen und sich als kompetent zu erleben. „ Es ist schön, zu sehen, dass die Kinder von selber in die Kindersprechstunden kommen und sich Hilfe holen, wenn es zuhause z.B. gerade Stress gibt oder sie Konflikte mit Lehrkräften oder anderen Mitschüler*innen haben“.

Besondere Momente sind für Ute Gschwend auch Rückmeldungen von jungen Erwachsenen, die sie einmal begleitet hat und dann später wieder begegnet oder Eltern, die eine Intervention als hilfreich erlebt haben. „Gefreut hat mich z.B. dass eine Mutter, auf mich zukam, der ich Dotter-Zeit für Familien vermittelt hatte, woraus eine sozialpädagogische Familienhilfe entstand und die meinte, dass sie selbst nie auf die Idee gekommen wäre, dass das eine passende Hilfe für sie sein könnte“, erzählt Ute Gschwend.

Ein großes Highlight- das Sport- und Spielfest

Ein großes Highlight für beide ist das jährlich stattfindende Sport- und Spielfest auf dem Geländes des SVE, bei dem die Viertklässler*innen und Fünftklässler*innen aus den verschiedenen Eberstädter Schulen  in gemischten Teams zusammen ca 16 Sport- und Spielstationen durchlaufen. „Die Kinder freuen sich immer sehr auf dieses Fest und haben großen Spaß. Sie lernen sich schulübergreifend kennen, das erleichtert vielen den Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule. Es ist schön zu sehen, wie die älteren Schüler*innen der Gutenbergschule, die sogenannten Buddys, Verantwortung übernehmen und sich engagiert einbringen und die jüngeren Schüler*innen unterstützen“, erzählen die Schulsozialarbeiterinnen. Auch hier zeigen viele Kinder neue Kompetenzen.

Eva Rütten-Hasper und Ute Gschwend könnten noch viel mehr von ihrer Arbeit erzählen, doch der nächste Termin steht schon an und  die anderen Schulsozialarbeiter*innen stehen schon vor der Tür für die  wöchentlich stattfinde Teamsitzung .