In den ersten zwei Teilen der Interviewreihe ging es um die Grundprinzipien des Gewaltlosen Widerstands und wie wichtig es ist, dem Kind immer wieder Beziehungsangebote zu machen. Im 3. Teil haben die Kolleginnen Jenny Schmarewski und Eva Huber erklärt, dass es wichtig ist, Unterstützer*innen zu finden und sich Hilfe zu holen.
In diesem 4. Teil der Reihe fragen wir jetzt konkret nach:
Und wenn ein Kind trotzdem nicht aufhört, mich oder andere zu schlagen, was mach ich dann?
Darf ich mich nicht wehren? Wenn ein Kind um sich schlägt oder andere haut, darf man es, um sich und andere zu schützen, festhalten. Huber und Schmarewski erklären: „Wichtig ist, alles, was man macht, sprachlich zu begleiten. Man erzählt dem Kind, was man tut und warum. z.B. „Gewalt akzeptieren wir in keiner Weise. Ich möchte nicht, dass Du mich haust. Ich halte dich deswegen fest, damit Du mir und anderen nicht wehtust. Wenn du damit nicht aufhörst gehen wir in ein anderes Zimmer. Ich bleibe bei dir“.
Falls es eskaliert und das Kind nicht aufhört um sich zu hauen, kann man durchaus auch sagen: „Ich möchte nicht, dass du mich haust, deswegen gehe ich jetzt aus dem Zimmer. Eigentlich möchte ich das aber gar nicht, denn ich möchte bei dir bleiben, da ich sehe, dass es dir nicht gut geht. Ich möchte dich in diesem Zustand nicht alleine lassen.“
Wiedergutmachung statt Entschuldigung
„Hat ein Kind ein anders Kind oder einen Erwachsenen verletzt, dann fordern wir nicht die ‚klassische‘ Entschuldigung, sondern eine Wiedergutmachung“, erzählen die Mitarbeiterinnen der Mobilen Praxis. Das bedeutet, das Kind schreibt einen Brief und übernimmt so die Verantwortung für sein Handeln. Außerdem überlegt es sich eine Geste der Wiedergutmachung. „Eine Wiedergutmachungs-Geste wirkt auf jeden Fall nachhaltiger als eine Bestrafung“, sagen die beiden. Solch eine Geste kann sein, dem anderen Kind den Ranzen zu tragen, bei etwas zu helfen z.B. bei den Hausaufgaben, beim Tisch abräumen usw. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Ein Koffer voller Hilfen
Eva Huber und Jenny Schmarewski freuen sich darauf, die Ansätze des Gewaltlosen Widerstands, die sie in der Fortbildung vertieft haben, nun in der Praxis in ihrer Arbeit in der Schule und der Tagesgruppe weiter auszuprobieren.
In der Tagesgruppe in Eberstadt entsteht seit der Fortbildung ein Koffer mit den Leitsätzen und anderen Dingen, die helfen, beim Gewaltlosen Widerstand zu bleiben und sich immer wieder an diese Haltung zu erinnern.
bereits veröffentlicht
Teil1: „Gewalt akzeptieren wir in keiner Weise“– der lange Atem des Gewaltlosen Widerstands
Teil2 „Ich halte dich aus, ich bleibe bei dir“ – von kalten Eisen und Beziehungsangeboten
Teil3: „Ich hole Hilfe ins Boot“- von „Sit Ins“ und Ankündigungen